Rise Of The Dark Lord
[Offene Szene] Elle espère qu'il lui parlera tous les jours - Druckversion

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Elle espère qu'il lui parlera tous les jours - Camille Leveilleur - 30.10.2021

Der Nachmittag war anstrengend. Alter Schulstoff. Neuer Schulstoff. Vieles zu sortieren und immer wieder Kaspian, der sich in die Gedanken der jungen Hexe schmuggelte. Immer wieder die Frage, ob sie zu hart reagiert hatte. Aber es platzte einfach so aus ihr raus. Sie fühlte sich überrumpelt und einfach nur überfordert; wie eigentlich seit ihrer Ankunft. Merde.

Nach dem heutigen Unterricht zog sie sich zunächst in den Gemeinschaftsraum zurück und versuchte, sich auf die Hausaufgaben zu konzentrieren. Zum Glück waren keine Aufgaben für den nächsten Tag dabei, denn die Sache mit der Konzentration war gar nicht so einfach. Nach einigen vergeblichen Versuchen sich den Text aus dem Buch zu merken und nicht einfach nur Buchstaben anzustarren, entschied sich Camille dazu den Kopf lieber etwas durchzulüften, bevor sie nachher mit einigen ihrer Mitschüler*innen zum Abendessen verabredet war. Das Schulgelände wollte sie sich ohnehin einmal genauer ansehen und so spazierte sie über die Ländereien bis beinahe hin zu den Gewächshäusern. Hier und da sah sie kleinere Schülergrüppchen, doch niemand schien sich wirklich für sie zu interessieren. Zum Glück. Zwar spürte sie die Blicke mancher, doch das war der Französin herzlich egal. Neue sind halt immer irgendwie spannend. Ganz in Gedanken fuhr ihr der Schreck ordentlich in die Glieder, als sich plötzlich etwas schweres auf ihre linke Schulter setzte und spitze Krallen sich in die Haut bohrten. „Hey.. Qu'est-ce que c'est…? » Was war das ? Sie machte ein wischende Handbewegung und erkannte dann einen Raben, der etwas im Schnabel hielt und ihr damit versuchte an die Wange zu tippen. „Oh, une lettre ? « Neugierig griff sie nach dem Papier und der Rabe liess es bereitwillig los. „Tu es une belle… Merci beaucoup! » Ja, der Rabe war wirklich ein schönes Tier und nachdem sie sich bei ihm bedankte, erhob er sich auch schon wieder in die Luft und liess die junge Frau mit dem Papier in der Hand alleine zurück. Kaum sah sie sich näher an, was sie da in der Hand hielt, löste sich auch schon das Siegel und mit einem kaum hörbaren whoosh! wandelte sich das Papier in eine Blume. In eine hell-rosafarbene Kamelie und unwillkürlich huschte ein sanftes Lächeln über das Gesicht Camilles. Wenn sie vorhin noch nicht ahnen konnte, wer ihr eine Nachricht zukommen liess, so gab es jetzt wohl kaum noch Zweifel. Sie und Kaspian standen gefühlte Ewigkeiten vor den Kamelien im botanischen Garten. Wunderschöne Blumen und zudem klang der Name noch beinahe so wie ihr eigener. Vorsichtig hielt sie die Blume, betrachtete sie nachdenklich und stand einfach nur da. Warum tat er das? Warum versetzte er sie so eiskalt, lief vor ihr davon und sprach sie dann doch wieder an? Warum schickte er ihr diese Blume? Warum das alles? Um sie irgendwie warm zu halten, damit er sie nochmals verletzen konnte? Was bezweckte er damit?

Camille machte sich auf den Weg zurück ins Schloss. Nachdenklich. Ruhig. Sie bemerkte noch nicht einmal Lavender, die ihr über den Weg lief um das neuste Gerücht zu erfahren und sie vergnügt grüsste. Camille ging direkt zu ihrem Schlafsaal, stellte die Blume in das Wasserglas auf ihrem Nachttisch und betrachtete diese weiterhin sehr nachdenklich. Die Verabredung zum Essen würde sie ausfallen lassen. Der Hunger war vergangen.

Stattdessen versuchte sie solange die Gedanken in ihrem Kopf zu sortieren, bis sie ein Pergament aus ihrer Schultasche ziehen konnte. Mit ihrer Feder schrieb sie in ordentlich geschwungenen Buchstaben, die Kaspian nur zu gut kennen sollte, eine Nachricht darauf und rollte es dann sorgsam ein. Sie wickelte sich ihren dicken Schal um die Schultern, schlüpfte in ihre Schuhe und huschte zur Eulerei. Schnell, bevor sie es sich vielleicht doch noch anders überlegte. Dort angekommen pfiff sie kurz und ein kleiner Vogel löste sich aus der Schar Eulen heraus, landete auf dem Arm der Gryffindor. Leise flüsterte sie ihm etwas zu, gab der Eule den Brief in die Klaue und schon flatterte diese davon. Zu Kaspian, damit dieser bald die Nachricht lesen konnte. „19 Uhr bei den Gewächshäusern. –C.“ Sie selbst machte sich sofort auf den Weg dorthin, wollte noch ein wenig allein sein. Brauchte Ruhe. Sollte Kaspian auftauchen, so würde er sie an einem der Gewächshäuser sitzend finden. In Gedanken, die Nase in ein Buch gesteckt, um vergeblich nach Ablenkung zu suchen.... und auf der Suche nach der Antwort auf das Warum. Aber diese Antwort würde ihr wohl nur einer geben können.


RE: Elle espère qu'il lui parlera tous les jours - Kaspian Serban - 31.10.2021

Kaspian hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass Camille ihm eine Nachricht schreiben würde, geschweige denn hatte er es erwartet. Es war genau so überraschend gekommen, wie ihr Auftauchen in der Großen Halle. Zum Glück hatte sie die Uhrzeit so gelegt, dass ihm noch Zeit blieb um zumindest den einen oder anderen Happen zu Abend zu essen. Er konnte nicht schon in der zweiten Nacht die Küche in Hogwarts unsicher machen, besonders da er sich noch nicht darum bemüht hatte eine Erlaubnis zu erhalten, sich auch zu späterer Stunde außerhalb des Gemeinschaftsraums aufzuhalten. Letztes Jahr hatte er eine solche besessen, auch wenn es nicht einfach gewesen war an eine solche zu kommen. Natürlich hatte er Astronomie belegt und war in diesem Fach wohl Jahrgangsbester, aber Professor Snape ebenfalls davon zu überzeugen, dass der Unterricht für seine Studien alleine nicht ausreichen würde, war gar nicht so einfach gewesen. In Professor Snapes Augen war Astronomie einfach nur Zeitverschwendung. Aber da er sich in den vergangenen Jahren stets vorbildlich verhalten hatte, nie für Ärger oder Probleme gesorgt hatte, hatte Professor Snape seine Einwilligung erteilt. Aber ob er das dieses Jahr ebenfalls tun würde stand buchstäblich in den Sternen. Sicher allerdings war, dass er es unter keinen Umständen tun würde, würde er gleich in der zweiten Nacht in Hogwarts gegen die Regeln verstoßen.

Der Großteil der Schülerschaft saß aktuell in der Großen Halle, aber dennoch waren die Gänge, durch welche Kaspian ging, nicht zwingend leer. Er traf immer mal wieder auf vereinzelte Schüler oder Schülerinnen, welche lieber von der Übergangsbrücke aus den Sonnenuntergang erwarteten oder die selbst unterwegs zu den Gewächshäuser waren oder von dort kamen. Immerhin gab es ein Gewächshaus welches von den Schülern gepflegt und bepflanzt wurde. Vorausgesetzt natürlich, sie hatten Kräuterkunde belegt und so wenig wie man glaubte, waren das gar nicht.

Kaspian trug wie immer eine schwarze Hose, ein weißes Hemd, den schwarzen Pullover mit den grün und silbern abgesetzten Bündchen und eine makellos geknüpfte Krawatte. Er hatte die linke Hand in die Hosentasche gesteckt, während die rechte Hand locker an seiner Seite verweilte. Er trat um eines der Gewächshäuser herum und sah Camille mit einem Buch in der Hand davor sitzen. Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen, während er langsam näher kam. „Das Gewächshaus mit der Todesschlinge“, sprach er mit ruhiger Stimme und richtete seinen Blick auf das Gewächshaus hinter Camille. „Ich hoffe doch, du willst mir damit nicht etwas sagen.“ Natürlich glaubte er nicht, dass Camille dieses Gewächshaus mit Absicht ausgewählt hatte. Es war vermutlich einfach nur ein Zufall gewesen.


RE: Elle espère qu'il lui parlera tous les jours - Camille Leveilleur - 31.10.2021

Wie lange genau sie da nun sass und lass, sich ablenkte, wartete, konnte Camille gar nicht sagen. Von Kaspian hatte sie ja mittlerweile lernen dürfen, dass er entweder pünktlich war oder einfach gar nicht mehr auftauchte und komplett in der Versenkung verschwand. Es gelang ihr sogar ein wenig, ihre Gedanken von dem vor ihr liegenden Treffen abzulenken und zumindest in Ansätzen in die Welt der Fabeln einzutauchen, die sich in ihrem Buch verbargen. So registrierte sie auch gar nicht, dass sich ihr jemand näherte und schreckte leicht auf, als eine bekannte Stimme an ihre Ohren drang. Eine Stimme, die sich angenehm und beruhigend um sie legte und der sie im letzten Winter einfach nur stundenlang zuhören konnte.
Sofort war Camille wieder im Hier und Jetzt. Es brauchte nur einen kurzen Moment, in welchem sie von unten zu Kaspian hinaufblickte und schliesslich ihr Buch zuklappte. Alles, was sie sich im Vorfeld zurechtgelegt hatte - jedes Wort, jeder Satz, jeder kleine durchgespielte Dialog – war aus ihrem Kopf verschwunden. Grossartig. Wozu machte man sich eigentlich Gedanken, wenn sich am Ende doch alles in Luft auflöste und man wie der letzte Trottel dastand?

Die junge Frau erhob sich aus ihrer sitzenden Position und stand nun direkt vor dem Slytherin. Ihr Buch hielt sie unbewusst wie ein Schutzschild vor ihren Körper, während sie über ihre blickte, um dem Blick und den Worten Kaspians zu folgen. Das Gewächshaus mit der Teufelsschlinge? Na, was ein Glück, dass sie sich dagegen entschieden hatte einen Blick hinein zu werfen, um am Ende noch verträumt in ihr Verderben zu stolpern. «Oh, eine reine… précaution..» Sie überlegte kurz, ehe sie fortfuhr und sich für einen ganz kurzen Moment der Hauch eines Lächelns auf ihr Gesicht legte. «…Vorsischtsmassnahme.» Camille atmete tief durch, ehe sie den Blick von dem Gewächshaus hinter ihr löste und Kaspian wieder direkt anblickte. Sie hoffte, dass sie ruhig und gefasst wirkte und versuchte ihre Aufregung zu unterdrücken, diese mit einem möglichst entspannten Gesichtsausdruck zu überspielen. In ihren Augen spiegelte sich jedoch Unsicherheit. Von Wut und Ärger keine Spur. Zu gross waren alle Gefühle im Gesamten, um einzelne klar heraus zu stellen. Mit einer Hand zog sie den grossen Schal, der wie eine Decke um ihre Schultern lag, etwas fester. Was wollte sie ihm nochmal sagen? Alles! Sie wollte ihm von ihren Sorgen erzählen, die sie sich um ihn gemacht hatte. Wollte ihm ihren Ärger entgegenrufen. Wollte ihm sagen, dass er ihr gefehlt hat und wie sehr es sie verletzt hatte, dass er ohne ein Wort verschwunden war. Sie wollte mit ihm darüber sprechen, warum sie sich ausgerechnet hier in Hogwarts wiedertrafen und überhaupt. Alles! Aber wie sollte sie anfangen? Musste sie überhaupt anfangen? Er war es doch, der sich in Luft aufgelöst hatte und sie dann mit der Bitte sich zu treffen überrumpelt hatte. Sollte er nicht das erste Wort ergreifen? Tausend Gedanken schossen einfach nur wild durcheinander und Camille stand einfach nur da, sah Kaspian an, dachte nach und wartete. Vielleicht hatte sie sich das Gewächshaus mit der Teufelsschlinge doch unbewusst bewusst ausgewählt. Falls sich der Erdboden im Notfall nicht auftun würde, um sie zu verschlucken, so hatte sie immer noch einen Plan B. Warum sagte sie nichts? Warum wusste, sie dass sie einfach nur stammeln würde, wenn sie jetzt den Mund aufmachte? Wo waren all die Worte hin, die sie in den letzten Monaten geübt und seinem Abbild in ihren Erinnerungen an den Kopf geworfen hatte?


RE: Elle espère qu'il lui parlera tous les jours - Kaspian Serban - 01.11.2021

Für einen Moment lang stand Kaspian einfach nur da, den Blick auf Camilles Gesicht gelegt. Sie sah noch immer genau so aus wie er sie all die Wochen und Monate in Erinnerung behalten hatte und noch immer hatte sie die Fähigkeit ihn in ihren Bann zu ziehen, ohne auch nur etwas besonderes dafür tun zu müssen. Ein einziger Augenaufschlag, ein einziges Lächeln und er vergaß all die Schwierigkeiten und Probleme in seinem Leben. Es war schwer zu erklären, sofern es sich überhaupt erklären ließ. Vermutlich würde ihn jeder andere für vollkommen verrückt und übergeschnappt halten. Kaspian atmete tief ein und ließ seine rechte Hand nun ebenfalls in die Hosentasche gleiten, bevor er noch etwas tat, was sich zu diesem Zeitpunkt nicht gehörte. Nach allem was vorgefallen war hatte er nicht das Anrecht darauf sie zu berühren, nicht einmal wenn es sich um einfaches streicheln der Fingerspitzen über die Wange handelte. Er hatte nicht das Anrecht darauf sie in seine Arme zu ziehen, sie an sich zu drücken, um sich zu vergewissern, dass sie auch wirklich da war und es nicht einer seiner vielen Träume war, die ihn in den letzten Wochen und Monaten so oft haben wach liegen lassen.

„Dann habe ich wohl Glück, dass sie sich am anderen Ende des Gewächshauses befindet“, kam es von Kaspian der bemüht war einen lockeren Tonfall zu haben. Bemüht war die Situation nicht noch abstruser werden zu lassen, als sie bereits war. Da standen sie Beide nun und ganz offenbar wusste keiner von ihnen so recht was er dem anderen sagen sollte. Wie er mit ihm umgehen sollte. Es war beinahe so, als hätte es dieses halbe Jahr nie gegeben und doch war es der Grund für ihr gesamtes Verhalten. „Auch wenn ich es verstanden hätte, hättest du...“, kam es dann mit ein wenig gesenkter Stimme von dem hochgewachsenen jungen Mann, der nun seinen Blick in eine andere Richtung lenkte. Manchmal war es einfacher zu sprechen, wenn man seinen Gesprächspartner nicht ansah, auch wenn er eigentlich derjenige war, der großen Wert darauf legte. Immerhin zeugte es von Interesse, wenn man seinen Gesprächspartner ansah, wenn man mit ihm sprach. Zeigte, dass er die eigene Aufmerksamkeit besaß. Hier aber machte es der Blickkontakt einfach so unheimlich schwer die richtigen Worte oder überhaupt Worte zu finden. So oft hatte er sich überlegt was er ihr sagen könnte, wie er sein Verhalten erklären könnte und jetzt, wo er die Möglichkeit hatte, klang alles so hohl und falsch.

„Begleitest du mich auf einen kleinen Spaziergang?“, formulierte Kaspian seine Frage und richtete seinen Blick wieder auf Camille. Er konnte es sich nicht recht erklären, aber er hatte einfach das Gefühl, dass es ihm einfacher fallen würde zu sprechen, wenn er sich dabei bewegen konnte. Vermutlich rührte sein Gefühl daher, dass er in dem Fall auf den Weg achten musste und seinen Blick daher auf etwas anderes als sie fokussieren konnte.


RE: Elle espère qu'il lui parlera tous les jours - Camille Leveilleur - 01.11.2021

Da standen sie nun, hatten sich wohl so viel zu sagen und bekamen doch kein einziges Wort über die Lippen. Sekunden vergingen, doch für Camille fühlten sie sich an wie äussert zähe Minuten. Selbst Kaspians kurze Bemerkung, dass es wohl ein Glück war, dass sie sich nicht auf der anderen Seite des Gewächshauses getroffen hatten, vermochten das Kaugummi nicht wirklich von der Zeit entfernen. Sie seufzte leise und war froh, dass er seinen Blick für einen Moment von ihr abwendete. So erhielt auch die junge Hexe die Möglichkeit für einen Augenblick durchzuatmen. Es fiel so viel leichter sich zu sortieren, wenn der Blick einfach nur auf die Schuhspitzen gerichtet war oder an einem Baum in der Ferne hängen bleiben konnte. Leise seufzte sie und wippte sacht mit den Füssen auf und ab.

Zu ihrem Glück fand Kaspian seine Stimme schneller wieder, schaffte es sogar einen ganzen Satz zu formulieren. Und Camille sah ihn beinahe schon ein wenig zu schnell wieder an und nickte rasch, ehe sie es sich doch wieder anders überlegte. «Oui.. das ist eine gute Idee. Lass uns ein wenig ge’en..» Ihr Gesicht wirkte nach diesem Vorschlag bereits deutlich entspannter und auch ihr Körper war viel weniger angespannt. Was so ein kleiner Vorschlag doch bewirken kann. Kurz griff sie nach ihrem Zauberstab und richtete diesen auf das Buch in ihrer Hand, murmelte ein kurzes «Reductio.» und liess das Buch dann in ihrer Tasche verschwinden; den Zauberstab gleich hinterher. Während sie sich erneut in ihren Schal wickelte tauchte die Erinnerung an ihren letzten gemeinsamen Spaziergang auf. Sie waren in London unterwegs und es war einfach nur bitterlich kalt. Gestört hatte es die beiden jungen Leute jedoch nicht. Sie hatten sich, hatten ihre Gesellschaft, ihre Nähe und waren sich in diesem Moment einfach genug. Erst als Camille wieder nach Hause kam merkte sie, wie durchgefroren sie doch war. Wenn sie damals schon gewusst hätte, dass dies für eine lange Zeit der letzte Spaziergang sein wollte und sie den nächsten erst jetzt und mit einem beklemmenden Gefühl im Bauch antreten würde…

Beide setzten sich in Bewegung und gingen für einige Schritte einfach nur schweigend nebeneinander her. Camille hielt ihren Schal mit beiden Händen vor ihrem Körper zusammen, da sie vor Nervosität gar nicht wusste, wohin sonst mit ihnen. Der Blick war auf den Weg vor ihr gerichtet, ehe sie sich dann doch ihrem Begleiter zuwandte und diesen von der Seite ansah. «Kaspian…», kam es leise über ihre Lippen. Als sie sich kennengelernt hatten, hatte sie sich noch bemüht seinen Namen ohne ihren französischen Akzent auszusprechen, doch da ihr dies nur bedingt gelang hatte sie irgendwann aufgegeben und so drang sein Name wohl mit dem gewohnt runden Klang an seine Ohren. Camille zögerte nur für einen kleinen Moment, schien nach den richtigen Worten zu suchen, die sie sich doch so oft und genau zurechtgelegt hatte. «Isch ‘abe mir grosse Sorgen gemacht.» Das war eigentlich genau das Gegenteil von dem, was sie ihm sagen wollte und ihr Blick richtete sich schnell wieder auf den Weg vor ihnen. Ja, sie war besorgt… aber eigentlich war sie doch wütend und hatte hier endlich die Möglichkeit ihm all die Dinge zu sagen, die ihr auf der Seele brannten und das Herz so verdammt schwer werden liessen. Aber was tat sie stattdessen? Sagt ihm, dass sie sich Sorgen gemacht hatte. Ach, Camille.


RE: Elle espère qu'il lui parlera tous les jours - Kaspian Serban - 07.11.2021

Kaspian ging schweigend, beide Hände in die Hosentaschen gesteckt und den Blick zu Boden gesenkt neben Camille her. Sie neben sich zu wissen war ein so beruhigendes Gefühl und zugleich machte es ihm die Sache einfach nur unheimlich schwer. Es gab so vieles was er ihr sagen wollte, sagen musste und zugleich hatte er keine Ahnung womit er anfangen sollte. Alles was in den Sommerferien passiert war, war so verworren und komplex, dass es für ihn einfach unmöglich war so etwas wie eine Struktur hinein zu bringen. Antworten auf Fragen zu finden, die er sich stellte und die sie ihm vermutlich stellen würde. Wie sollte er ihr etwas erklären, was sich einfach nicht erklären ließ? Wie sollte er sich für etwas entschuldigen, was nicht entschuldbar war?

Als er ihre Worte vernahm, sank sein Kopf noch ein klein wenig tiefer. „Das“, sprach er leise. „Wäre nicht nötig gewesen.“ Es hatte nie ein Grund bestanden sich um ihn Sorgen zu machen, denn ihm war nichts passiert. Er war nicht derjenige gewesen, der ohne Antworten stehen gelassen worden war. „Es tut mir leid, dass es so weit gekommen ist. Ich ….“ Es war ihm anzumerken, dass er nicht genau wusste was er sagen sollte oder welche Worte er wählen sollte und das war vermutlich auch nur deswegen so deutlich zu merken, weil er sonst nie Probleme hatte sich zu artikulieren. Er war sonst nie derjenige, der nach den passenden Worten suchte, sondern es schien ihm immer eine Leichtigkeit zu sein. Kaspian blieb für einen Moment stehen und richtete seinen Blick auf das Schloss hinter ihnen. Ein Ort, den er immer als Zufluchtsort gesehen hatte. Ein Ort, an dem er so vieles hatte vergessen können. Ein Ort, der ihn jetzt jeden Tag daran erinnerte, dass man nicht vor dem weglaufen konnte, der man war. Er löste seinen Blick wieder von dem Schloss und nahm den Spaziergang wieder auf.

„Wenige Tage bevor du in London angekommen wärst, besuchte mich mein Vater“, begann Kaspian an mit leiser Stimme zu erzählen, was vorgefallen war. Zumindest das, was er aus eigener Erfahrung wusste. Die Hintergründe für alles versteckten sich weiterhin vor ihm im Verborgenen. Aber so würde sie zumindest erfahren, warum er an dem vereinbarten Termin nicht erschienen war. „Er hatte Kenntnisse über alles was in den vergangenen Monaten passiert war. Details, von denen ich mich selbst frage wie er sie kennen kann.“ Es war für Kaspian ein erschreckender Moment gewesen, all diese Details aus dem Mund seines Vaters zu hören. Kaspian hatte immer gedacht, dass er in Hogwarts frei war, dass nichts was er dort tat die Schlossmauern verlassen würde. Aber an diesem Tag war ihm klar geworden, dass er nicht frei war. Dass er all die Jahre über einer Illusion erlegen war. „Er war gekommen, nur um von mir zu erwarten, dass ich allem ein Ende setze“, erzählte Kaspian weiter, ohne auch nur einmal in Camilles Richtung geblickt zu haben. „Seine Argumentation … Ich habe es versucht, aber ich hatte ihm nichts entgegen zu setzen. Ich … Egal was ich anbrachte, er zerlegte es in wenigen Sätzen.“ Kaspian erinnerte sich noch an jedes einzelne Wort, welches an diesem Tag zwischen ihm und seinem Vater gefallen war. Es war das erste Mal gewesen, an dem er sich seinem Vater ernsthaft widersetzt hatte und dennoch hatte er verloren. Es war das erste Mal gewesen, an dem er seinem Vater gegenüber die Stimme erhoben hatte und war zum Schweigen gebracht worden. Dieser Tag war in so vielen Dingen besonders, einzigartig und zugleich surreal gewesen.

„Es tut mir leid“, kam es dann leise von Kaspian, gefolgt von einem tiefen Seufzen. Es klang schmerzvoll und zugleich resignierend. Als hätte sich ein Teil von ihm damit abgefunden, dass es keine Zukunft mehr gab. Dass sie, egal was er auch tun würde, nicht mehr ändern ließ. Ja, er hatte ihr gesagt was vorgefallen war und doch hatte er ihr so vieles verschwiegen. In seinen Augen war es nicht relevant was sein Vater für Argumente angebracht hatte, denn er war es gewesen, der die Entscheidung am Ende getroffen hatte. Eine Entscheidung die er von tiefstem Herzen bereute, aber diese Reue konnte nicht die Vergangenheit ändern.


RE: Elle espère qu'il lui parlera tous les jours - Camille Leveilleur - 10.11.2021

Es herrschte eine merkwürdige Stimmung zwischen den beiden jungen Leuten. Angespannt. Ängstlich. Erwartungsvoll. Sehnsüchtig. Unsicher. Ein recht grosses Repertoire an Emotionen, welches für einen Moment wohl nur schweigend zu ertragen war. So gingen sie für eine Weile nebeneinander her, ehe Camilles Worte die Stille doch durchbrachen und eine unsichtbare Schranke zu verschwinden schien. Doch die ersten Worte, die sie von Kaspian hörte, liessen erneut den Ärger über das Geschehene auflodern. Es wäre nicht nötig gewesen sich Sorgen zu machen? Ein Schnaufen verliess die Lippen der Gryffindor und sie nutzte seine Gesprächspause, sein Suchen nach den richtigen Worten, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. «Es wäre nischt nötig gewesen? Non, da ‘ast du rescht. Du ‘ättest einfach nur etwas sagen müssen. Du ‘ättest mir wer weiss was erzä’len können… Aber einfach.. verschwinden!?» Auch sie hielt kurz inne, als ihr Begleiter seine Schritte stoppte und einen Blick auf das Gebäude in ihrem Rücken warf. Der Blick Camilles richtete sich jedoch weiterhin nach vorn. Sie konnte und wollte ihn jetzt nicht ansehen. Wollte nicht, dass sich noch mehr Gefühle miteinander vermischten, die sie ja so schon nicht vernünftig sortieren konnte.

Es war auch nicht hilfreich, dass sich Kaspian nun erklärte, während beide sich wieder in Bewegung setzten. Schweigend hörte die junge Hexe zu. Lauschte seinen Worten und ihr blieb eigentlich nur noch verständnislos mit dem Kopf zu schütteln. «Dein… Vater..!?», kam es schliesslich doch leise über ihre Lippen und ihre Gedanken schienen sich einfach nur noch zu überschlagen. «Aber… comment savait-il? Wo’er wusste er…? Isch meine…» Wieder schüttelte sie mit dem Kopf und nun war es Camille, deren Schritte stoppte. Ihr Blick ruhte auf Kaspian, während sie einfach nur bewegungslos dastand. «Und.. vor allen Dingen.. Warum?» Wenn sie weiterhin so viel mit dem Kopf schüttelte, würde sie am nächsten Tag sicher Nackenschmerzen haben. «Wir ‘aben doch nischts getan. ‘aben wir doch nischt, oder?» Eigentlich war doch alles, was sie getan hatten, Zeit miteinander zu verbringen. Eine schöne Zeit. Zeit, in der sie dabei waren Gefühle für einander zu entwickeln, die doch so schön und wunderbar sein sollten. Doch stattdessen standen sie nun hier, konnten kaum miteinander reden. Konnten sich kaum ansehen. Das ihr Vater keine unwesentliche Rolle in der Geschichte spielte konnte die junge Frau noch nicht ahnen. Woher sollte sie auch wissen, dass sich die beiden Väter miteinander unterhielten und wohl beide sehr vehement gegen eine Verbindung ihrer beiden Kinder waren. Ansehen und Einfluss hin oder her. Die Geschichten der Familien schienen einfach nicht zusammen zu passen. Fertig. Seine Entschuldigung, der Tonfall seiner Worte, das Seufzen. Schmerz und Resignation. All das wollte Camille innerlich zerreissen. Stach und zerrte an ihrem Herzen, bohrte sich in ihre Gedanken und rüttelte alles durcheinander. Sie wollte zu ihm gehen. Wollte ihn in den Arm nehmen und einfach nur halten. Sie wollte ihn bei sich wissen, ihn spüren… Seinen Herzschlag. Seinen Atem. Sie wollte in seiner Nähe sein… Und sie wollte ihn schütteln. Wollte ihn von sich stossen. Wollte ihn hassen für den Kummer, den er ihr bereitet hatte und dafür, dass er sich noch nicht einmal kurz hatte bei ihr melden können. Väterliche Argumente hin oder her.

«Was ist das ‘ier eigentlisch?», sprach sie eigentlich mehr zu sich selbst. Ihr Blick ruhte beinahe schon hilfesuchend auf Kaspian. Sie wusste, dass sie so schnell keine Antwort auf diese Frage finden würde. Seine Erklärung war einfach so… verworren? Woher wusste sein Vater von ihnen und warum, bei Merlins dreckiger Unterhose, durften sie sich nicht sehen? Und dann schob sich ein weiterer Gedanke in das Wirrwarr in ihrem Kopf. Wenn sein Vater von ihnen wusste, was war dann mit ihrem? Camille hatte Kaspians Namen sicher einmal erwähnt und ihr Vater wirkte nicht besonders interessiert, als sie in den Ferien versetzt wurde und ewig Trübsal bliess. «Meinst du.. mein Vater.. wusste auch etwas?» Eine Frage, auf die sie die Antwort eigentlich gar nicht hören wollte.


RE: Elle espère qu'il lui parlera tous les jours - Kaspian Serban - 14.11.2021

Kaspian nahm ihren kurzen Ausbruch einfach nur schweigend hin, denn es war genau die Reaktion die er die ganze Zeit von ihr beinahe schon erwartet hätte. Natürlich könnte er jetzt erklären warum er nicht gekommen war, nur um ihr eine Lüge zu erzählen. Natürlich könnte er sich jetzt rechtfertigen und erzählen, dass er nur nicht aufgetaucht war, weil es ihm die Sache nur schwerer gemacht hätte. Die Gründe warum und wieso er damals so gehandelt hatte – Sie allesamt würden das Geschehene weder besser machen und schon gar nicht ungeschehen.

Leise seufzte Kaspian auf und blieb wenige Schritte vor Camille stehen. „Das sind Fragen, die ich mir ebenfalls stelle und auf die ich bisher keine Antwort gefunden habe“, gab er ihr wahrheitsgemäß zu verstehen. „Ich habe nicht einmal eine Vermutung oder ähnliches. Ich weiß – Ich weiß im Augenblick nur, dass er seine Gründe gehabt haben muss, auch wenn sie sich mir nicht erschließen.“ Kaspian kannte es einfach nicht anders, als dass sein Vater Dinge tat, die er ihm nicht erklärte. Er hatte auch nie eine Notwendigkeit darin gesehen seinen Vater zu fragen, warum er gewisse Dinge so anging, wie er sie eben anging. Er hatte nie einen Grund gehabt seinem Vater zu misstrauen und hatte sich einfach darauf verlassen, dass alles was sein Vater tat stets zum Wohl der Familie war. Dass er niemals eigennützig handeln würde, denn es hatte in den vergangenen Jahren auch nie einen Grund für einen derartigen Zweifel gegeben. Bis jetzt.

Langsam drehte sich Kaspian zu Camille um. „Ich kann nicht für deinen Vater sprechen“, entgegnete er ihr mit leiser und ruhiger Stimme. „Das ist ein Recht, das einzig und alleine dir zusteht.“ Er würde sich hüten ein Urteil über jemanden zu fällen, den er überhaupt nicht kannte. Sollte auch ihr Vater in diese Angelegenheit verwickelt sein, so lag es nicht an ihm dies heraus zu finden.

Kaspian ging die wenigen Schritte auf Camille zu und legte ihr vorsichtig die Hand auf die Schulter. Eine kleine vertraute Geste. „Ich weiß nicht wann und ich weiß nicht einmal ob überhaupt“, sprach er mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, welches aber müde wirkte. „Aber ich werde versuchen herauszufinden was alles zu bedeuten hat.“ Er nahm seine Hand wieder von ihrer Schulter und ließ sie in die Hosentasche gleiten. „Du hast von uns beiden das größte Recht die Wahrheit zu erfahren“, fügte er noch hinzu und drehte sich dann ein wenig zur Seite, so dass er nun nicht mehr direkt vor ihr stand, sondern neben ihr.