Rise Of The Dark Lord
[Offene Szene] It can't be! - Druckversion

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It can't be! - Kaspian Serban - 19.10.2021

Mit schweren Augen saß Kaspian am Slytherintisch und rührte gedankenverloren mit dem Löffel in seinem Kaffee herum. Die letzte Nacht war mehr als nur viel zu kurz gewesen und die wenigen Stunden die er hatte schlafen können waren die unruhigsten seit langem gewesen. Er hatte nie Probleme gehabt einschlafen zu können und auch nicht mit kurzem Schlaf, aber in den vergangenen zwei Monaten hatte sich in seinem Leben so einiges geändert und das nicht gerade zum besseren. Es gingen ihm viel zu viele Dinge durch den Kopf, wobei eigentlich war es nur eine einzige Sache die ihn beinahe jede Nacht wach liegen ließ – Das Lächeln einer jungen Frau. Er war ihr in den letzten Weihnachtsferien begegnet und hatte dann mit ihr zusammen die ganze Ferien verbracht. Sie hatten sich danach beinahe täglich Briefe geschrieben, vollkommen altmodisch eigentlich, aber manche Dinge ließen sich besser in Worte fassen. Er hatte sich auf die Sommerferien gefreut. Darauf sie wieder zu sehen, doch dann hatte ihm sein Vater einen Strich durch die Rechnung gemacht, indem er ihn vor eine Entscheidung gestellt hatte. Eine Entscheidung die Kaspian zuerst nicht hatte treffen wollen, es aber letzten Endes doch getan hatte. Es war ihm noch nie gelungen sich dem Wunsch seines Vaters zu entziehen und so schmerzhaft seines Vaters Wunsch auch gewesen war, er hatte Recht gehabt mit dem was er gesagt hatte. Die Welt in der zur Zeit lebte war gefährlich. Gefährlicher als sie je gewesen war und jemanden in diese Welt einzuführen, der sie noch nie gesehen hat war alleine schon ein Risiko, aber jetzt war es als würde man die Person auf ein Schlachtfeld führen, denn nichts anderes waren die Straßen in der magischen Welt nun. Ja, er hatte Recht als er gesagt hatte, dass man niemanden bewusst einer Gefahr aussetzte, wenn einem diese Person wichtig war. Wenn man nicht in der Lage war die Person zu beschützen und wenn man nicht die Konsequenzen überschauen und kontrollieren könne. Wie immer hatte sein Vater die besseren Argumente gehabt. Argumente die Hand und Fuß hatten, die auf Vernunft und Logik basiert hatten, während seine allesamt von Gefühlen geprägt gewesen waren. Eine Auseinandersetzung, welche er schon verloren hatte, noch ehe sie richtig begonnen hatte.

Ja, er hatte sich dem Wunsch seines Vaters gebeugt und das schlechte Gewissen hatte ihn diese Entscheidung nicht einen Tag seitdem vergessen lassen. Es war sogar so groß gewesen, dass er zum ersten Male seit 6 Jahren die Sommerferien nicht wie sonst in London verbracht hatte, sondern zurück auf den Sitz seiner Familie zurückgekehrt war. In derselben Stadt zu sein und sie trotzdem nicht sehen zu können hatte ihn verrückt gemacht. Es war nicht so, dass die Zeit daheim so viel besser gewesen wäre, denn dort hatten ihn wiederum andere Schwierigkeiten erwartet, aber zumindest war er dort nicht Gefahr gelaufen seine Entscheidung im Affekt rückgängig zu machen. Aber ihm war klar gewesen, dass man vor seinem schlechten Gewissen nicht davon laufen konnte. Es begleitete einen überall hin. Es lauerte hinter einem, täuschte manchmal vor nicht mehr da zu sein, nur um dann in voller Macht wieder zurückzukehren. So wie gestern.

Als er nach einem unterhaltsamen Gespräch aus dem Zug ausgestiegen war, da hatte er sie für einen winzigen Augenblick zwischen all den anderen Schülern gesehen. Es war nicht länger als ein Herzschlag gewesen ehe sie wieder verschwunden war, aber es hatte gereicht um Kaspian schmerzhaft an seine Tat zu erinnern. Es hatte ausgereicht ihm so sehr auf den Magen zu schlagen, dass er sich frühzeitig aus der Großen Halle zurückgezogen hatte. Was sollte er auch an einem Tisch mit Leuten sitzen, mit denen er nicht viel zu tun hatte? Wären es Freunde gewesen, vielleicht wäre er geblieben, aber sie waren nicht seine Freunde.

Kaspian seufzte leise, zog den Löffel aus dem Kaffee, legte ihn ordentlich auf den Unterteller und schob dann alles ein Stück von sich weg. Sein Blick glitt kurz nach rechts und nach links, wo andere Mitglieder seines Hauses saßen und aßen, als würden sie die nächsten Tage nichts mehr zu Essen bekommen. Lachten, als wäre alles in dieser Welt in allerbester Ordnung. Es war eine Farce. Langsam glitt sein Blick vom Slytherintisch weg hin zu den Schüler und Schülerinnen an den anderen Haustischen...


RE: It can't be! - Camille Leveilleur - 19.10.2021

Ja, die letzte Nacht war in der Tat nicht für alle Schülerinnen und Schüler ruhig und erholsam gewesen. Während die einen schlafen konnten wie alte Höhlentrolle, wälzten sich andere in ihren Kissen hin und her oder starrten einfach nur mit offenen Augen in den dunklen Schlafsaal. Die junge Französin zählte eindeutig zu der letzten Kategorie und fühlte sich auch dementsprechend gerädert, als das Gewusel um sie herum immer lauter wurde und sie wusste, dass sie sich nun wirklich aus dem Bett bewegen musste. Puh, das fiel nicht leicht. Ihr erster Blick wanderte zu zwei eingerahmten Fotos auf ihrem Nachttisch. Aus einem winkten ihr ihre Eltern mit dem schlafenden Babybruder auf dem Arm entgegen und auf dem anderen hing sie kopfüber mit ihrer besten Freundin Nicki von einem Ast und beide Mädchen lachten in die Kamera. Ach, Dominique, die könnte sie jetzt gerade wirklich am meisten brauchen.

Die ganze Nacht kreisten die Gedanken der Gryffindor um den einen Namen, den sie gestern gehört und der sie völlig aus der Bahn geworfen hatte. Nein, es war nur ein Zufall. Anders ging es gar nicht. Das wäre ja wohl der Hammer, wenn sie beide.. hier.. in Hogwarts. Nein, unmöglich. Unbewusst schüttelte sie den Kopf, um den Gedanken jetzt endgültig wieder beiseite zu schieben. Am ersten Schultag sollte sie bei der Sache sein. Während sie mit ihren Sachen im Waschraum verschwand, sollte ihr gleich Hilfe zur Seite eilen. Hilfe in Form von Lavender Brown, die ungewollt Mitschuld daran trug, dass sich Camille nicht wirklich erholt und ausgeruht fühlte. Aber das konnte Lavender nicht wissen, also versuchte Milli so wach wir möglich zu wirken, als die Mitschülerin sie sogleich mit den News des Tages auf den neusten Stand brachte. Wie ging das? Der Tag hatte doch noch gar nicht richtig begonnen?

Ja, Lavender konnte sicher so manch einem richtig auf die Nerven gehen, doch für Camille war sie gerade die perfekte Ablenkung. Lavender schaffte es sogar sie so gut abzulenken, dass der erste Blick in der grossen Halle nicht gleich zum Tisch der Slytherin wanderte, um nach Kaspian Ausschau zu halten. Sie hatte ja wirklich noch die Hoffnung, dass...
Aber sie hörte Lavender zu, während sie sich neben dieser her zum Tisch der Gryffindor schob, die anderen betont vergnügt begrüsste und sich dann einen Apfel schnappte, den sie zunächst einfach nur zwischen ihren Fingern drehte. Lavender wurde kurz von Ron abgelenkt und sie vergass, dass sie ja eigentlich Camille noch so einiges zu erzählen hatte. Ungünstig, denn so konnte der Blick der Rothaarigen durch die grosse Halle wandern, um schlussendlich beim Tisch der Slytherin hängen zu bleiben...

Oh, non... Mon dieu... DAS durfte doch nicht wahr sein. So schnell es ging wandte die junge Frau ihren Blick wieder ab. Sie hatte sich bestimmt nur verguckt. Hätte sie jetzt bereits von ihrem Apfel abgebissen, dann hätte sie ziemlich sicher das Schneewitchen gegeben. So bleib ihr aber nur die Luft anzuhalten und zu hoffen, dass sie sich entweder wirklich völlig vertan hatte oder aber er sie nicht bemerkte. Er. Kaspian. Da drüber am Tisch sass jemand, der ihm zum Verwechseln ähnlich sah. Unmöglich. Camille versuchte ruhig und tief ein und aus zu atmen und wurde erst von Lavenders "Camille? Hey! Was sagst du denn jetzt dazu?" aus ihrer Starre gerissen. Wie? Wo? Was?


RE: It can't be! - Kaspian Serban - 19.10.2021

Kaspian wollte schon durchatmen, denn egal wohin er geblickt hatte, hatte er nur bekannte Personen gesehen, von den Erstklässler einmal abgesehen, doch dann wanderte sein Blick in Richtung Eingang der Großen Halle und er hielt den Atem an. Nicht wegen Lavender, die da gerade hindurch getreten war, sondern wegen der Schülerin, die neben ihr her ging. Wie gebannt verfolgte Kaspians Blick die junge Frau, deren Bewegungen so vertraut und so schmerzhaft zugleich waren. Wenn er nicht in einem Ohr das Schmatzen von Crabbe hätte und im anderen Ohr das fiese Kichern von Milicent, dann würde er keine Sekunde zögern und sich absolut sicher sein zu träumen. So aber war es kein Traum, auch wenn sich ein kleiner Teil dies in genau diesem Moment wünschte. Ein Teil der sich wünschte nicht die Wahrheit mit eigenen Augen zu sehen.

Bisher hatte er ihr Gesicht noch nicht vollständig gesehen, aber er brauchte es auch nicht zu sehen, um genau zu wissen, wen er da gerade beobachte. Er wusste es einfach. Nicht in seinem Kopf, sondern in seinem Herzen. Dem Ort, der sich nun anfühlte, als hätte ihm jemand einen Dolch hinein gestoßen. Hatte er sich also gestern doch nicht getäuscht, als er geglaubt hatte sie am Bahnsteig in Hogsmeade gesehen zu haben, doch was machte sie hier? Wenn sie hier in Hogwarts war, dann bedeutete das doch, dass ...

Kaspian fuhr es kalt den Rücken hinunter, als sein Verstand sich bewusst wurde, was ihre Anwesenheit bedeutete. Was es wirklich bedeutete. Dass es bedeutete, dass sein Vater ihn belogen hatte. Ganz bewusst belogen hatte. Seinem Vater war jedes noch so kleinste Detail seiner Feiern und des Briefkontakts bekannt gewesen und er hatte es ihn auch deutlich wissen lassen. Er musste gewusst haben, dass es sich bei Camille nicht um einen Muggel handelte, denn für Kaspian war es einfach nicht vorstellbar, dass dieses entscheidende Detail seinem Vater entgangen war. Ihm entging nichts, das hatte er Kaspian schon mehrfach bewiesen. Nein, sein eigener Vater hatte ihn vollkommen bewusst zu dieser Entscheidung gezwungen und er hatte genau gewusst wie er es hatte anstellen müssen. Kaspian wurde es schlecht bei der Erkenntnis, dass sein eigener Vater ihn herumgeschoben hatte wie eine seiner Schachfiguren in seinem Arbeitszimmer. Wohl wissend, dass er ihm damit das Herz brechen und er unter der getroffenen Entscheidung leiden würde.

Auf einmal hatte er das Gefühl in der Großen Halle keine Luft mehr zu bekommen und daher stand er ruckartig auf und verließ zügigen Schrittes den Raum. Er brauchte jetzt dringend frische Luft, in der Hoffnung zumindest wieder ein bisschen einen klaren Kopf zu bekommen.


RE: It can't be! - Camille Leveilleur - 20.10.2021

„Also? Bist du dabei?“ Lavender bohrte einfach mal weiter nach, als Camille nicht gleich auf ihre Frage reagierte. Diese brauchte jedoch noch einen Moment und holte sich schliesslich selbst mit einem Kopfschütteln ins Hier und Jetzt zurück. „Pardon.. Was ´ast du gesagt? Isch bin wohl noch sehr müde…“ Die Französin versuchte sich an einem Schmunzeln und zuckte entschuldigend mit den Schultern. Lavender hatte aber offensichtlich schon vergessen, worum es ihr eben noch ging und sie deutete aufgeregt in Richtung der Tür. „Da.. guck schnell. Da geht er schon wieder weg.. Kaspian. Dann weisst du wenigstens, wie er aussieht!“ Wieder zuckte die Gryffindor zusammen und sie wollte sich sicher nicht umdrehen. Aber wie hätte sie das bitte erklären sollen? Und so folgte sie Lavenders Fingerzeig, hoffte, dass sie zu langsam sein würde. War sie aber nicht. Kaspian war noch nicht ganz aus der grossen Halle verschwunden und präsentierte Camille noch seine Rückansicht, ehe er mit grossen Schritten um die Ecke verschwand.

Auf der einen Seite wollte Camille hinter ihm her, um ihn wirklich richtig sehen zu können. Es könnte sich doch noch immer um eine Verwechslung handeln? Denn.. es war schlicht unmöglich, dass er.. und sie.. beide. Warum hatte ihr Vater eigentlich nichts gesagt? Sie hatte seinen Namen immerhin mal erwähnt, da ihre Eltern sie sonst sicher nicht mit irgendeinem wildfremden Kerl durch London hätten streifen lassen. Und so, wie Camille ihren Vater kannte, hatte er doch Nachforschungen angestellt!?
Sie wollte hinter Kaspian her, um ihn zu umarmen. Sie wollte hinter ihm her, um ihn zu schütteln. Sie wollten ihm all ihren Ärger und ihre verletzten Gefühle entgegen schleudern. All das Vermissen und die Sorgen, die sie sich gemacht hatte. All die Wut, dass er sie einfach so hat sitzen lassen. Aber war er das überhaupt wert? War es vielleicht nur eine Wunschvorstellung, ein „Was wäre wenn?“, dem sie hier hinterher trauerte?

„Erde an Camille!!!“ Lavender tippte der neuen Mitschülerin an die Schläfe und blickte sie neugierig an. „Was ist denn heute los mit dir? Hast du ihn sehen können?“ Schnell schüttelte die Französin mit dem Kopf und hielt ihren Frühstücksapfel so fest in der Hand, dass dieser mit ziemlich Sicherheit Druckstellen bekommen würde. „Non… isch befürschte, isch war zu.. langsam.“ Lüge. Erneut begleitete ihre Worte ein Schulterzucken, ehe sich die Haltung der jungen Frau straffte. „Aber, weisst du was? Isch werde mal meine Büscher ´olen gehen. Bevor isch nach´er zu spät zum Unterrischt komme. Wir ´aben Kräuterkunde, rischtisch?“ Und mit diesen Worten erhob sich Camille von ihrem Platz und deutete mit einem sachten Kopfnicken in Richtung Ron Weasley. „Isch glaube, Ron ´at disch gerade beobachtet.“ Ein bemühtes Grinsen, ein Zwinkern und die Gryffindor steuerte die Tür der grossen Halle an. Lavender hatte sie hoffentlich genug ablenken können, um sich schnell allein zurückziehen zu können. Das war ihr einfach alles zu viel gerade. Die Gedanken überschlugen sich. Die Gefühle spielten verrückten und von den Teenagerhormonen musste man gar nicht erst anfangen. Warum konnte sie jetzt nicht in Beauxbatons sein? Dort könnte sie mit Dominique zusammen sitzen, Kaffee schlürfen und darüber diskutieren welcher der Mitschüler über die Sommerferien den besten Glow Up hatte. Merde.


RE: It can't be! - Manuel Cortez - 22.10.2021

Manuel war vollkommen unbeteiligt am Slytherintisch gesessen und hatte mehr abwesend und gelangweilt gewirkt, als anwesend, aber wer ihn besser kannte wusste, dass der Schein bei ihm oft genug trügte. So war es auch dieses Mal gewesen, denn er hatte sehr wohl nicht nur seine Mithausbewohner, sondern auch im allgemeinen die Schüler in der Großen Halle beobachtet. Etwas, das er nur zu gerne machte. Es war einfach interessant andere Personen zu beobachten und abgesehen davon konnte man auch etwas über die Person erfahren. Wohl mehr, als es der beobachteten Person wohl lieb wäre. Aber der menschliche Körper verriet oft genug mehr, als das gesprochene Wort. Wer ihn nicht unter Kontrolle hatte, wer die Sprache nicht verstand, der konnte sagen was er wollte, sein eigener Körper würde ihn jedes Mal aufs Neue einer Lüge überführen. Man musste ja nun wirklich keine besonders helle Kerze auf der Torte zu sein, um mitbekommen zu haben, dass Kaspians überstürzter Aufbruch etwas mit einer jungen Dame an einem anderen Tisch zu tun gehabt hatte. Wobei, vielleicht musste man doch mehr sein, denn ein gewisser Slytherin bekam natürlich mal wieder einmal gar nichts mit. Aber das gehörte ja schon zur Routine.

Ruhig erhob sich Manuel von seinem Platz und ging geradewegs auf die großen Flügeltüren zu, welche den Ein- und Ausgang der Großen Halle darstellten. Er schob einen Erstklässler etwas unsanft beiseite und nach wenigen Schritten blieb er stehen und stand nun nicht nur inmitten des Weges, sondern auch direkt im Weg einer neuen Schülerin.

„Ich wünsche einen wunderschönen guten Morgen einer noch viel schöneren jungen Frau“, wandte er sich in seiner Muttersprache direkt an Camille und es war ihm ehrlich gesagt egal ob sie ihn jetzt verstanden hatte oder nicht. Wobei das letzte vermutlich das wahrscheinlichere war. „Mein Name ist Manuel Cortez und du musst Camille Leveilleur sein“, meinte er mit tiefer und rauchiger, aber keineswegs unangenehm klingender Stimme in Englisch. Er ergriff ihre Hand und hielt sie beinahe schon behutsam fest, bevor er sie ein Stück nach oben anhob und ihr einen Kuss auf den Handrücken hauchte und sie dann wieder los ließ. „Es ist mir eine Ehre dich in Hogwarts begrüßen zu dürfen.“ Er schenkte ihr ein Lächeln und strich sich dann mit dem Zeigefinger eine dunkle Haarsträhne hinter das Ohr. „Ich habe heute Morgen erfahren, dass du dem Duellierclub beigetreten bist und als Meister des letzten Jahres sehe ich es als meine Pflicht an dich herzlich bei uns willkommen zu heißen.“ Da er Camille direkt ansah entging ihm natürlich auch nicht, dass Lavender bis auf ein paar wenige Schritte näher gekommen war und wenn er sich nicht täuschte, dann waren ihre Ohren gerade ein klein wenig größer geworden. Aber nichts anderes hatte er von jemanden erwartet, der hier in Hogwarts für Klatsch und Tratsch bekannt war. Aber wenn sie etwas hören wollte, was sich wunderbar weitertratschen ließ, dann wollte er sie natürlich nicht enttäuschen.

„Ich bin äußerst erfahren“, sprach er noch immer mit einem Lächeln auf den Lippen und das gerade so laut, dass der heimliche Zuhörer jedes Wort verstehen konnte. „Wenn du also jemanden zum üben benötigst?“ Manuel neigte leicht seinen Kopf und senkte sogar ein winziges Stückchen seinen Blick, ehe er Camille nun ein Stückchen von unten herauf ansah. „Ich bin mir sicher, dass ich dir das eine oder andere noch zeigen kann.“ Sein Blick glitt ein klein wenig an Camille vorbei zu einer Lavender die nicht nur nach Luft schnappte, sondern jetzt sogar dicke Backen machte, als stünde sie kurz vorm Platzen. Ein Anblick, welcher Manuel innerlich mehr als nur zufrieden stellte. Er konnte sich schon denken, dass Lavender seine Worte genau so aufgefasst hatten, wie von ihm beabsichtigt und durchaus auch gemeint waren.

„Wann immer du also Lust auf eine kleine Übungsstunde hast“, fügte Manuel noch hinzu, legte dann seine rechte Hand auf die Brust und deutete mit dem Kopf eine Verbeugung an. „Ich stehe dir zur Diensten.“ Er schenkte Camille noch ein weiteres Lächeln, ehe er sich umdrehte und zwischen den anderen Schüler verschwand, welche aus der Halle in Richtung Klassenräume strömten. Vielleicht bekam er ja noch die Chance für eine Frühstückszigarette vor dem Unterricht.


RE: It can't be! - Camille Leveilleur - 24.10.2021

Einfach nur raus. Raus an die frische Luft, um sich kurz den Kopf frei pusten zu lassen. Dann die Schulsachen schnappen und hoffen, dass der erste Schultag ohne weitere Vorkommnisse über die Bühne ging. Sich auf all die neuen Dinge konzentrieren und bloss nicht an diesen… diesen… Crétin.. Vollidioten.. denken. Sie hatte ihn gesehen. Je mehr Zeit verstrich, desto sicherer war sich die junge Französin, die sich ihren Weg nun durch die ihr entgegenkommenden Schülerinnen und Schüler bahnte. Und sie war sich mittlerweile sehr sicher, dass er sie auch gesehen haben musste. Warum sonst sollte jemand innerhalb von Sekunden plötzlich verschwinden? Lavender war ja nun nicht von der langsamen Sorte, wenn es darum ging jemanden auf etwas aufmerksam zu machen. Das hatte Camille inzwischen bemerken dürfen. Er hatte sie gesehen und war wieder einfach verschwunden. Das schein wohl eindeutig sein Ding zu sein. Noch mehr als über Kaspian ärgerte sich die Hexe aber wohl über sich selbst. Wie konnte sie so blöd gewesen sein zu glauben, dass sie da jemanden getroffen haben könnte, der echt ein toller Kerl war? Selten dämlich. Wahrscheinlich war sie ein noch grösserer Vollidiot als er.

Bevor sich die Gryffindor jedoch völlig in irgendwelchen weiteren Gedanken verrennen konnten, tauchte plötzlich jemand vor ihr auf, der ihr eindeutig den Weg versperrte. Ein Seufzen entwich den Lippen Camilles, denn sie wollte doch einfach nur raus hier und sich mit niemandem weiter unterhalten. Ihr Blick legte sich auf das Gesicht des Mitschülers, der sie auf spanisch ansprach. Was ein Glück, dass sich Spanisch und Französisch in so grossen Teilen ähnelten, dass sie sogar verstehen konnte, was er da von sich gab. «Oh, merci… Bonjour.», antwortete sie ihm und bevor sie sich mit einem «Malheureusement, je n'ai pas le temps…» aus dem Staub machen konnte, stellte er sich auch schon bei ihr vor. Merde. Jetzt musste sie wohl doch kurz Zeit haben. Das war doch der Slytherin, vor dem Lavender sie gewarnt hatte!? Der Typ, der irgendwie interessant wirkte und gleichzeitig so sehr von sich eingenommen schien, dass jegliches Interesse von Camille gleich wieder verpuffte. Ein innerliches Schulternzucken und ein höfliches Lächeln. Bevor sie etwas dagegen tun konnte, hatte er auch schon ihre Hand in seiner und hauchte einen Kuss auf den Handrücken. Oh. Darauf war sie ja nun nicht gefasst. «Manuel.. Freut misch…» Das Lächeln auf ihrem Gesicht wurde etwas deutlicher und sie nickte. «Ja.. Isch bin Camille.. und merci.. danke für den Empfang.» Von nahem wirkte er gar nicht mehr so von sich eingenommen wie mit Lavenders Stimme im Ohr und als sie kurz über seine Schulter bickte, sah sie auch noch, wie Kaspian hinter einer Ecke verschwand. Sogleich straffte sich ihre Haltung ein wenig und ihre Aufmerksamkeit legte sich wieder auf Manuel. «Duellierclub, hm!?» Von Lavender in ihrem Rücken bemerkte sie nichts, jedoch entging ihr nicht der musternde Blick des Mitschülers und die Zweideutigkeit in seinen Worten hatte ihr eigentlich gerade noch gefehlt. Wäre da nicht Kaspian und der Gedanke an ihn, der sie einfach nur wütend machte. So legte sich ein Schmunzeln auf die Lippen der jungen Frau und auch sie liess ihren Blick abschätzend über ihren neuen Mitschüler wandern. Duellierclub. «Üben.. klingt gut. Isch würde gerne sehen, wie wir uns.. messen können..» Ein erschrockener Atemzug hinter ihr liess sie kurz über ihre Schulter blicken und sie bekam eine beinahe sterbende Lavender zu Gesicht. Ohje, die Arme. Schnell blickte sie zurück zu dem Slytherin, der sich gerade daran machte sich zu verabschieden. «Jederzeit.» Sie schenkte ihm im Gegenzug ein Schmunzeln und ein leises «Wir sehen uns.. Au revoir» Wut? Trotz? Trauer? Völlig egal. Camille wollte Kaspian nicht die Genugtuung geben, dass sie wegen ihm litt. Nein. Sie ging nun hier zur Schule und wollte ihr letztes Schuljahr geniessen, so gut es in diesen Zeiten eben möglich war. Mit oder, vermutlich eher ohne, Kaspian. Camille blickte erneut zu Lavender. «Wir sehen uns gleisch im Unterrischt, ja!?» Ein kurzes Winken und dann verschwand auch die junge Frau aus der grossen Halle. Einfach nur raus. Raus an die frische Luft, um sich kurz den Kopf frei pusten zu lassen. Dann die Schulsachen schnappen und hoffen, dass der erste Schultag, jetzt aber wirklich, ohne weitere Vorkommnisse über die Bühne ging.


RE: It can't be! - Kaspian Serban - 25.10.2021

some hours later...

Seit dem Frühstück hatte er Camille nicht mehr gesehen und das war vermutlich auch ganz gut so gewesen, denn anders hätte er dem Unterricht nicht folgen können. Nicht, dass er es jetzt hatte können, aber durchaus besser, als wäre sie ebenfalls im Raum anwesend gewesen. Die ganze Situation fühlte sich so verfahren an, so surreal und er wusste noch immer nicht wie er damit umgehen sollte. Weder mit dem Umstand, dass sie eine Hexe war und noch weniger mit dem Umstand, dass sein Vater ihn belogen hatte. Es war nicht so, dass sein Vater jemals großzügig mit der Wahrheit gewesen war oder ihm alles erzählt hatte oder ihn in alles was er machte einbezogen hatte. Nein, sein Vater war schon immer schweigsam in vielen Dingen gewesen und schon seit langem hatte Kaspian das Gefühl, dass sein Vater etwas vor ihm verheimlichte. Aber hatte noch nie etwas getan gehabt, was sich zu Kaspians Nachteil herausgestellt hatte. Er hatte noch nie etwas von ihm verlangt und damit absichtlich einer Gefahr oder einem Risiko ausgesetzt. Er hatte ihn noch nie böswillig belogen … Bis jetzt. Für Kaspian ergab das alles keinen Sinn, egal wie sehr er auch darüber nachdachte. Zum Glück hatte seine Woche mit relativ einfachen Fächern begonnen. Es hätte deutlich anders ausgesehen, wenn er die Fächer die ihm heute Nachmittag noch bevorstanden – Zaubertränke und Verteidigung gegen die Dunklen Künste – direkt nach dem Frühstück angestanden hätte. Kaspian war sich sicher, dass er weder dem einen, noch dem anderen Fach hätte folgen können und das hätte nur zusätzliche Probleme bedeutet. Probleme auf die er zu diesem Zeitpunkt gut und gerne verzichten konnte.

War er zum Frühstück erst zu müde und später zu geschockt gewesen, um etwas essen zu können, so war es nun die Angst, die ihn keinen Bissen herunter bekommen ließ. Es war nicht so, dass er wirklich lange darüber nachgedacht hatte und er hatte auch nicht groß darüber nachgedacht was er sagen wollte, aber wenn es so lief wie erhofft, dann würde er noch ein paar Stunden haben, um sich all die Dinge zu überlegen. Jetzt ging es einfach nur darum ihr zu zeigen, dass er sie durchaus bemerkt hatte. Ihr zu zeigen, dass er nicht vorhatte weiter vor ihr davon zu laufen, was aufgrund der gemeinsamen Fächer auch gar nicht möglich wäre. Er war einfach nicht der Mensch, der so tun konnte als wären andere Personen gar nicht anwesend und bei ihr schon gar nicht. Sie mussten einen Weg finden, wie auch immer der am Ende aussehen würde, denn er konnte ja schlecht wieder den Rückweg nach Rumänien antreten. Er mochte zwar 17 und somit per Gesetz erwachsen sein, aber sein Vater hatte da ganz eigene Vorstellungen. Außerdem war das Leben, was ihn nach Hogwartes erwarten würde, ein Leben was ruhig noch eine Weile auf ihn warten konnte.

Kaspian ließ seinen Blick immer wieder durch die Große Halle schweifen, achtete aber darauf nicht zu oft an einer bestimmten Person hängen zu bleiben. Sie sollte sich nicht beobachtet fühlen oder sonst ein unangenehmes Gefühl haben, nur weil er ein paar Meter entfernt saß. Er warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass das Mittagessen bald beendet werden würde. Ruhig erhob sich Kaspian von seinem Platz, doch dieses Mal war sein Ziel nicht der Ausgang, sondern der Gryffindortisch. Beide Hände in die Hosentasche gesteckt ging er am erhöht stehenden Lehrertisch entlang auf den Tisch der Gryffindor zu. Man hatte zwar offiziell die Tischordnung aufgehoben, aber es würde noch einige Wochen dauern, ehe man hier etwas davon merken würde. Noch war alles genau so, wie es 6 Jahre lang gewesen war. Direkter hinter Camille blieb er stehen und räusperte sich leicht.

„Camille?“. Kaspian hatte leise gesprochen und hielt den Blick zu Boden gesenkt. „Erlaubst du mir dich heute Abend auf einen Spaziergang einzuladen?“, kam es nun in französisch über seine Lippen. Die Wörter waren korrekt, die Grammatik stimmte auch, aber man merkte an der Aussprache dann doch deutlich, dass er diese Sprache so lange noch nicht sprach. Er hatte nach den Weihnachtsferien damit angefangen und hatte sie damit in den Sommerferien überraschen wollen. Ja, er hatte sie in den Sommerferien überrascht, wenn auch auf eine Art die so nie geplant gewesen war und vermutlich war er auch jetzt eine unangenehme Überraschung. Eine auf die sie vermutlich gut verzichten konnte und er würde verstehen wenn es so war. Sie hatte alles und jedes Recht auf der Welt ihn zum Teufel zu schicken und er konnte nicht anders als ihr Recht zu geben.


RE: It can't be! - Camille Leveilleur - 25.10.2021

Der Unterricht am Vormittag flog auf der einen Seite nur so dahin, um sich auf der anderen Seite einfach wie Kaugummi zu ziehen. Camille konnte feststellen, dass sie in Fächern wie Kräuterkunde ein klein wenig voraus war, dafür aber definitiv in Sachen Zaubertränke noch ein wenig was aufholen musste. Hier bot sich jedoch gleich Hermine an, ihr das Wichtigste zu erklären und sie somit auf den neusten Stand zu bringen. Es gab zum Glück so viele neue Eindrücke, Namen und Gesichter, dass sie kaum Zeit hatte um an Kaspian und die Tatsache, dass sie sich hier in Hogwarts über den Weg gelaufen sind, nachzudenken. Auch nicht darüber, dass er sie eiskalt hat sitzen lassen, heute Morgen offensichtlich vor ihr geflohen ist und ihr Herz einen ordentlichen Knacks mitbekommen hatte. Sie fühlte sich verletzt – und zwar so richtig. Verletzt und gekränkt. So war es wohl wirklich ganz gut, dass der Vormittagsunterricht genug Ablenkung bot, um die Gedanken wenigstens den Grossteil der Zeit ablenken zu können.

Als Camille zum Essen in die grosse Halle ging, unterhielt sie sich mit einigen ihrer neuen Mitschüler und zwang sich, nicht zum Tisch der Slytherinschüler*innen zu blicken. Es fiel ihr nicht leicht, aber es gelang und als sie dann auch noch einen Platz ergattern konnte, bei dem sie dem Raum den Rücken zudrehen konnte… Perfekt. Hatte die Französin zu Beginn noch darüber nachgedacht sich einfach nur einen Apfel und ein Stück Kuchen zu schnappen und sich dann draussen auf dem Hof einen Platz zu suchen, genoss sie jetzt doch die Gesellschaft der anderen Gryffindor um sie herum, die ohne es zu wissen eine grosse Hilfe in Sachen «andere Gedanken bekommen» waren. Lavender hatte sie übrigens seit der letzten Stunde nicht mehr gesehen. Hoffentlich war mit ihr alles okay.

Sie selbst fühlte sich mit jeder Minute irgendwie okay’er. Zumindest bis zu dem Augenblick, als in ihrem Rücken eine Stimme erklang, die sie nun wirklich nur zu gut kannte. Eine Stimme, auf die sie sich im Sommer noch sehr gefreut hatte und die ihr jetzt wie ein eisiges Schwert durch die Wirbelsäule mitten ins Herz stach. So fühlte es sich zumindest, mit aller Teenagerdramatik, an. Camille straffte ihre Haltung und atmete einige Mal betont ruhig ein und aus. Jetzt dreh bloss nicht durch. Sie versuchte alle plötzlich aufwallenden Gefühle, die sie einfach nur durcheinanderbrachten, irgendwie in den Hintergrund zu drängen. Sortieren schien ihr nämlich gerade so gar nicht möglich. Langsam, sehr langsam, drehte sie sich um und musterte Kaspian mit beinahe schon ausdruckslosem Blick, in dem jedoch etwas fragendes lag. «Oh, pardon!? Kennen wir uns?» Sie antwortete auf Englisch und doch registrierte sie sehr wohl, dass er sie soeben auf Französisch angesprochen hatte. Seit wann sprach er Französisch? Im Winter auf jeden Fall noch nicht, denn da sassen sie gemeinsam auf einer Bank im Park und sie hat versuct ihm einige einfache Worte und Sätze beizubringen, die man einfach kennen musste. Seine Stimme zu hören und ihn hier so direkt zu sehen… All das sorgte dafür, dass sich zu ihrem Ärger und dem Trotz auch noch eine grosse Verwirrung gesellte. War sie zu harsch? Nein. Ganz sicher nicht. Dann wohl doch ein Apfel an der frischen Luft. Sie schnappte sich einen aus der nahen Obstschüssel und erhob sich von ihrem Platz. Der Blick ruhte beinahe die ganze Zeit auf Kaspian und je länger sie ihn anblickte, desto kleiner schien ihre Wut zu werden. Camille versuchte jedoch standhaft zu bleiben und nicht einzuknicken. Gerne würde sie mit ihm reden. Ihr brannten nicht gerade wenige Fragen auf der Seele und die Wichtigste würde sie ihm gerne hier und jetzt stellen: Warum??? Doch sie tat es nicht. Sie blickte ihn einfach nur an. Verletzt, verwirrt und verärgert. Ein leises Seufzen schleicht sich über die Lippen der jungen Frau. Warum?


RE: It can't be! - Kaspian Serban - 26.10.2021

Kaspian hatte von diesem Moment nun wahrlich keine Wunder erwartet. Um ehrlich zu sein hatte er überhaupt nichts erwartet und noch weniger hatte er sich Hoffnungen gemacht und doch war ihr Antwort in der Lage ihm den Boden unter den Füßen weg zu reißen. Ihre Worte waren wie eiskalte Finger die sich um sein Herz legten und langsam begannen zu zudrücken. Es tat weh. Ein Schmerz gegen den es keinen Zauber, keine Kräuter und auch keine Medizin gab. Kaspian hatte noch immer den Blick zu Boden gesenkt. „Ich verstehe“, meinte er leise und erneut auf französisch, bevor er leicht seinen Blick hob und Camille aus seinen dunklen Augen für einen Moment lang einfach nur ansah. Augen, in denen wohl mehr zu lesen war, als ihm bewusst oder in diesem Moment wohl sogar lieb gewesen wäre und doch schien es ihm egal zu sein. Ja, er verstand in der Tat und somit waren seine Worte an sie alles andere als leer gewesen. Es war eine ehrliche und aufrichte Reaktion gewesen, wenn auch sie in dieser Situation in keinster Weise hilfreich war. Aber wenn sie nicht bereit war mit ihm zu reden, dann würde er sie nicht dazu überreden es doch zu tun. Was zwischen ihnen vorgefallen war, würde sich so oder so nicht in wenigen Minuten erklären lassen und schon gar nicht, wenn er nicht einmal genau wusste, wie er es überhaupt erklären sollte. Auch wenn es seines Vaters Wunsch gewesen war, auch wenn sein Vater ihn ganz geschickt belogen hatte, so war es noch immer seine Entscheidung gewesen. Er alleine hatte sie getroffen.

Ein schwaches, aber eher traurig als freundlich wirkendes Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Verzeihung dass ich dich gestört habe“, kam es dann höflich und in akzentfreiem Englisch von Kaspian, der Camille noch für einen weiteren kurzen Moment einfach nur ansah, ehe erst seinen Blick von ihr abwandte und dann sich selbst. Ruhigen Schrittes ging er am Gryffindortisch entlang auf den Ausgang der Großen Halle zu. Er spürte die Blicke, die man ihm gerade zuwarf, mehr als dass er sie sah. Aber manche Dinge brauchte man auch nicht zu sehen, um zu wissen, dass es sie gab. Er wusste von all den Geschichten und Gerüchten, die man sich hier in Hogwarts über ihn so erzählte und hatte er sie zu Anfang noch als störend empfunden, so amüsierten sie ihn mittlerweile einfach nur noch. Normalerweise, aber nicht an diesem Tag. An diesem Tag, in diesem Moment, waren sie einfach nur eine Belastung. Natürlich hätte er diese ganzen Gerüchte in den letzten Jahren richtig stellen oder entkräften können, aber er hatte keine Notwendigkeit darin gesehen. Wenn Menschen etwas glauben wollten, dann glaubten sie daran, selbst wenn man ihnen die Wahrheit sagte. Außerdem, wer war er schon, anderen sagen zu können was sie zu glauben hatten.

Nachdenklich ging er die Treppen hinunter, welche in die Kerkerräume des Schlosses führten. Es war zu spät um noch einen Brief an seinen Vater zu verschicken und dann noch rechtzeitig zurück zum Unterricht zu kommen. Professor Snape war niemand, der Zuspätkommen duldete. Auch nicht von einem Schüler seines eigenen Hauses.


RE: It can't be! - Camille Leveilleur - 27.10.2021

Camille wusste gar nicht was genau sie für eine Reaktion von Kaspian erwartet hatte. Wahrscheinlich gar keine. Als sie sich für einen kurzen Moment einfach nur schweigend gegenüberstanden und sich ansahen, da fragte sie sich, ob ihre Reaktion nicht vielleicht doch ein wenig zu hart ausgefallen war. Zwei junge Leute stehen sich gegenüber, schweigen und sagen mit ihren Blicken doch so viel. Stehen und schweigen, bis einer von ihnen sich erneut abwendete und die Szene verliess. Die junge Gryffindor atmete tief durch, blickte ihm hinterher. Traurig, wütend und verletzt. all die Stimmungen und Empfindungen, die sie bereits seit gestern begleiteten und die doch eigentlich gar nicht sein sollten. dies war ihr letztes Schuljahr und so sehr sie ihre Freunde in Frankreich auch vermisste, so hatte sie sich ein wenig auf dieses Abenteuer gefreut. Tja, und jetzt das. Eine Weile sah sie dem Slytherin noch hinterher und zuckte gar im ersten Moment, um ihm doch zu folgen. Doch sie tat es nicht. Stattdessen wanderte ihr Blick zu ihren neuen Mitgryffindor, die sie teilweise doch ein wenig zu interessiert anstarrten und schnell setzte sie ein Lächeln auf. Aus tiefstem Herzen kam dies nicht, doch sie wollte nicht gleich am zweiten Tag für irgendein Drama sorgen. Es reichte, wenn dieses in ihrem Inneren stattfand. So zuckte sie also betont vergnügt mit den Schultern. «Ist ‘ier immer so viel los?» Sie griff doch noch nach einem kleinen Stück Kuchen. «Isch glaube, isch ge’e noch etwas an die Luft, bevor der Unterrischt weiter geht. Bis später!» Ein kurzes Winken und letztes Lächeln und Camille sieht zu, dass auch sie die grosse Halle verlassen kann.

Ihr Weg führte sie direkt raus aus dem Gebäude. Raus auf den Hof, wo sich nur wenige Schülergruppen aufhielten. Das Wetter war eindeutig nicht einladend genug und der Hunger wohl zu gross. Ein Seufzen verliess die Lippen der Hexe und mit einem Blick vergewisserte sie sich, dass sie niemanden kannte. Ziellos schlenderte sie über den Schulhof, liess den Apfel in der Ledertasche verschwinden, in der sie ihre Schulbücher mit sich trug – eine alte Tasche aus braunem Leder, deren Klappe das Wappen von Beauxbatons zierte, ein Geschenk ihrer Eltern zur Einschulung – und krümelte gedankenverloren den Kuchen in sich hinein. Sie schmeckte nicht wirklich etwas und der Zucker half auch nicht wirklich, die Laune wieder zu heben. Ihre Gedanken kreisten um Kaspian. Um das war, heute, gestern, letzten Winter. Und vor allem um das was nicht war. Sie ahnte nichts von Manipulationen durch Väter. ahnte nichts von treffen und harschen Worten, Drohungen. Sie sah einfach nur, dass Kaspian es nicht einmal geschafft hatte ihr noch eine letzte Nachricht zukommen zu lassen. Selbst wenn es eine Lüge gewesen wäre und er seine kranke Grossmutter vorgeschoben hätte. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Camille liess sich auf eine Steintreppe sinken, um die Zeit bis zur nächsten Stunde völlig in ihren Gedanken zu versinken. Grossartiger Start in das neue Schuljahr. Sie würde Nicki heute Abend dringend einen Brief schreiben müssen.